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Im Gegensatz zu herkömmlichen Anlagen wurde an diesem Moorstandort in enger Zusammenarbeit mit den Flächeneigentümern, der Gemeinde und der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde ein besonderes Solarparkprojekt realisiert.
Der ökologische Solarpark entstand auf einem zuvor landwirtschaftlich intensiv genutzten Moorboden. Dank seiner innovativen Bauweise und gezielter Maßnahmen wird eine großflächige Wiedervernässung angestrebt.
Mit diesem ganzheitlichen Ansatz verbinden wir erneuerbare Energie, Moorschutz und nachhaltige Flächennutzung – ein wegweisendes Konzept für den Klimaschutz und eine mögliche Zukunft unserer entwässerten Moorlandschaften.
Der Hauptgrund: Viele dieser Flächen werden für die Grünlandbewirtschaftung genutzt, was eine kontinuierliche Entwässerung erfordert. Dabei setzt der Torfboden große Mengen CO₂ frei, da der Kontakt der organischen Substanzen (Planzenreste usw.) mit Sauerstoff zur Zersetzung führt.
Weltweit gehen etwa 4 % der durch Menschen verursachten Treibhausgasemissionen auf das Konto entwässerter Moore. Diese enormen Emissionen können reduziert werden – denn durch die Wiedervernässung trockener Moore bleibt der Torf (organische Masse) erhalten, und der seit Jahrhunderten gespeicherte Kohlenstoff bleibt gebunden, statt als CO₂ in die Atmosphäre zu entweichen.
Indem wir die Entwässerung verhindern und damit den Wasserspiegel anheben, verhindern wir die weitere Zersetzung des Torfes und reduzieren die CO₂-Emissionen. Gleichzeitig erzeugen wir sauberen Solarstrom und ermöglichen eine angepasste landwirtschaftliche Nutzung, die die Biodiversität stärkt und den Moorboden regeneriert.
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sieht für den Ausbau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen vorrangig die Nutzung vorbelasteter Flächen vor, wie beispielsweise Seitenrandstreifen entlang von Schienenwegen. Mit dem Solarpaket I wurde das EEG im Jahr 2024 erweitert und die neue Kategorie der „besonderen Solaranlagen“ eingeführt. Diese sollen verschiedene Nutzungsformen auf einer Fläche kombinieren – darunter auch Moor-PV.
Moor-PV bezeichnet Photovoltaik-Freiflächenanlagen auf Moorböden, die entwässert und landwirtschaftlich genutzt wurden und die dauerhaft wiedervernässt werden.
Trotz der Einführung besonderer Solaranlagen bietet das EEG in seiner aktuellen Form keine wirtschaftliche Grundlage für Moor-PV. Die Planungs- und Umsetzungsmaßnahmen zur Wiedervernässung sind erheblich aufwendiger als bei klassischen Agri-PV-Konzepten. Dadurch bleibt Moor-PV im bisherigen EEG-Rahmen praktisch chancenlos auf einen wirtschaftlichen Zuschlag – eine verpasste Chance für den Klimaschutz.
Der Bau unserer ökologischen Solarparks erfolgt möglichst naturverträglich und bodenschonend, doch die Errichtung auf Moorboden stellte eine besondere Herausforderung dar. Die fehlenden Erfahrungswerte in Kombination mit der hohen Bodenfeuchte machten den Bau sowohl für Mensch, als auch für Maschine anspruchsvoll. Schon in der Bauphase zeigte die Fläche ihre besonderen Eigenschaften, sodass der Einsatz von Spezialmaschinen wie Moorbaggern und Raupenfahrzeugen notwendig wurde. Trotz dieser Herausforderungen haben wir es geschafft, innovative Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.
Die Pfahlgestelle werden schonend in den Boden gerammt, wobei die Länge der Pfähle je nach Torfmächtigkeit variiert, um eine stabile Verankerung zu gewährleisten. Zur statischen Einbindung müssen die Pfähle in den mineralischen Untergrund eingebracht werden. Die eingerammten Stahlkonstruktionen werden durch einen Lackanstrich vor dem sauren Bodenmilieu geschützt.
Im Solarpark Lottorf kommt eine besondere Technologie zum Einsatz: einachsige Single-Tracking-Gestelle mit Ost-West-Nachführung und Back-Tracking-Steuerung. Diese intelligente Steuerung ermöglicht es den Solarmodulen, sich kontinuierlich dem Sonnenstand anzupassen, wodurch die Energieausbeute optimiert wird. Ein besonderer Vorteil dieser Bauweise ist die geringe Beeinflussung des Bodenklimas. Die beweglichen Module lassen sowohl Niederschlag als auch Sonnenlicht weiterhin auf die Fläche. Die gleichmäßige Niederschlagsverteilung erhält die natürliche Wasserversorgung, die gleichmäßige Sonneneinstrahlung sorgt für eine homogene Vegetation.
Die Module sind so konstruiert, dass sie neben der direkten Sonneneinstrahlung von oben auch das indirekt einfallende Licht von unten nutzen (bifazial). Durch diese technische Lösung kann noch mehr Energie gewonnen werden.
Durch den Verzicht auf Betonfundamente für Zäune, Gestelle und Wege beträgt der Versiegelungsgrad max. 1 %. Der Wegebau erfolgt offenporig, so dass Niederschlagswasser ungehindert versickern kann. Die Trafostationen werden als Fertigelement geliefert und direkt auf ein Kiesbett gesetzt.
Sämtliche Bauteile und Komponenten sind für eine Lebensdauer von 30 Jahren ausgelegt. Dies ist für einen wirtschaftlichen, wartungsarmen und ökologischen Solarpark sehr wichtig. Lediglich bei den Wechselrichtern nehmen wir eine Lebensdauer von ca. 15 Jahren an, welche dann während der Laufzeit einmalig erneuert werden müssen. Wechselrichter haben heute die Größe eines Reisekoffers und werden an den Modulgestellen befestigt. Nach Ende der Nutzungsdauer wird die PV-Anlage wieder rückstandslos entfernt.
Dazu wurden Drainagen zerstört, bestehende Entwässerungsgräben verschlossen und der Wasserstand so weit wie möglich reguliert. Zusätzlich dient der Wegebau als Dammbauwerk, um den Wasserabfluss zu verlangsamen. So entsteht nach und nach eine dauerhaft vernässte Fläche, die zur Entwicklung einer moortypischen Vegetation beiträgt.
Bereits in den ersten Jahren nach der Errichtung war zu beobachten, dass sich weite Teile des Gebiets über längere Zeiträume mit Wasser füllten. Langfristig soll das Wasser gezielt in der Fläche gehalten werden, um die Vegetation in Richtung einer naturnahen Moorlandschaft zu verändern.
In einer überwiegend intensiv landwirtschaftlich genutzten Landschaft leistet das Moor-PV-Konzept einen aktiven Beitrag zur Regeneration der Moorböden und zur Förderung der Biodiversität.
In enger Zusammenarbeit mit der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde wurden dafür standortangepasste Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. So stellen wir sicher, dass unser Projekt nicht nur nachhaltige Energie erzeugt, sondern auch einen messbaren ökologischen Mehrwert für das Moorgebiet schafft.
Flächendeckend umgesetzte Maßnahmen.
Die Ansaat von standortgerechten Blühmischungen auf geeigneten Flächen dient als Nahrungsquelle für eine Vielzahl von Insekten und Bestäubern.
Feuchte Standorte bieten auf der Fläche ungestörte Lebensräume für Amphibien.
Anpflanzung oder Erweiterung von Knicks für ausgedehnten Lebensraum von Kleintieren.
Auf den Flächen des Solarparks wird aktiver Wiesenvogelschutz betrieben. Die Sicherheitszäune in einem Teilbereich des Solarparks sind ca. 20 cm in den Boden eingelassen, so dass Raubwild keinen Zugang hat und Feldvögel und Kleintiere ausreichend Platz zum Rückzug und zur Aufzucht ihres Nachwuchses haben. Die Mähzeitpunkte sind auf die Brut- und Setzzeit angepasst, zusätzlich wurden Feldlerchenhügel angelegt.
Moorböden sind ein wichtiger CO²-Speicher und wertvoller Lebensraum. Die Renaturierung dieser Böden durch angepasste Bewirtschaftung und gezielte Wiedervernässung trägt dem Klimaschutz und Erhalt biologischer Vielfalt bei.
Aktiver Boden- und Gewässerschutz durch Verzicht auf Dünge- und Pflanzenschutzmittel
Größere Wildtiere können die Flächen durch speziell errichtete Korridore überqueren. Dadurch wird der natürliche Wildwechsel nicht gestört und das ökologische Gleichgewicht erhalten.
Durch das Anlegen von Blühstreifen und Schaffen von zusätzlichen Lebensräumen haben Wildbienen ein großzügiges Nahrungs- und Habitatangebot auf den Freiflächen.
Mithilfe von Insektenhotels oder Nisthilfen werden weitere Habitate in der Nähe von vorhandenen Nahrungsquellen geschaffen.
Die extensive Landwirtschaft und die späte Mahd mit der Doppelmessermähtechnik schützt die Insekten und Kleintiere und schafft dadurch Raum für Vielfalt und Nahrung.
Die Einbettung des Solarparks in ortsübliche Büsche und Sträucher dient neben der Funktion als Sichtschutz vor allem auch als Habitate und Nahrungsquellen für Vögel und Insekten.
Durch die umgesetzten baulichen Maßnahmen und die Revitalisierung verändert sich der Wasserhaushalt im Regenmoor. Dabei wird kontinuierlich der Wasserstand aufgezeichnet.
Lesestein- oder Totholzhaufen schaffen Schutz und neue Habitate für Reptilien, Insekten und Kleintiere.
Durch breite Reihenabstände und die Modulbewegung wird der Einfluss auf den Naturhaushalt minimiert, sodass Sonne und Regen überall hingelangen.
Auch im Solarpark Lottorf steht die klimafreundliche Energiegewinnung im Mittelpunkt. Dennoch bleibt die Fläche nicht ungenutzt: Durch eine extensive Bewirtschaftung der Feuchtwiesen wird eine nachhaltige Nutzung ermöglicht, wie sie noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts üblich war - nun aber mit moderner Technik optimiert. Denn eine nachhaltige Wiedervernässung allein reicht nicht aus - erst die angepasste Nutzung der Feuchtwiesen schafft die notwendigen Lebensräume für moortypische Pflanzen und Tiere.
Mit geeigneten Partnern aus Forschung, Wissenschaft und Praxis wird dieses Projekt als Leuchtturmprojekt zur Grundlagenforschung genutzt um für weitere Moor-Solarparks Erfahrungswerte zu entwickelt. Das „Moor-PV-Projekt“ in Lottorf wird dazu seit 2023 von verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen zu den Themen Grünland, Flora und Fauna sowie Treibhausgas- und Verdunstungsmessungen begleitet.
Der Solarpark Lottorf soll damit zeigen, dass ein ökologischer Solarpark durch die Renaturierung vorhandener Niedermoorflächen einen Beitrag zum Moorschutz leisten kann.